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Im Mai vor 22 Jahren: Auf den Spuren des Jahrhunderthochwassers in der Zechenkolonie

Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse der Therese-Münsterteicher-Gesamtschule begaben sich in Zusammenarbeit mit dem Stadtteilforum Süd/Ost e.V. auf Spurensuche des Hochwassers.

„Wer das Hochwasser in Ahlen damals miterlebte, wird sich auch nach mehr als zwei Jahrzehnten noch stark daran erinnern“, so beschrieb der Anwohner und ehemalige Kumpel der Zeche Westfalen Peter Przyluczky seine Erinnerungen an die Flutkatastrophe in der Zechensiedlung im Ahlener Osten.

Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse der Therese-Münsterteicher-Gesamtschule begaben sich in Zusammenarbeit mit dem Stadtteilforum Süd/Ost e.V. auf Spurensuche des Hochwassers, sprachen mit Zeitzeugen und setzten sich im Rahmen des Unterrichts auch mit dem Hochwasserschutz der Stadt Ahlen auseinander.

Aufgrund von besonders starken Regenfällen von stellenweise bis zu 120 Litern pro Stunde kam es am 3. Mai 2001 zu einer Überschwemmung der Werse und der angrenzenden Zechenkolonie. Herr Przyluczky berichtete den Schülerinnen und Schülern, dass ein Dammbruch am Werseufer der Zechenkolonie dazu führte, dass die Wohnsiedlung an der Zeche von einer großen Flutwelle erfasst wurde und in wenigen Minuten das Wasser 1,5 Meter hoch in den Wohnbereichen im Erdgeschoss stand. Die normalerweise recht beschauliche Werse dehnte sich an diesen Tagen auf über 200 Feldmeter Breite aus.

Den Jugendlichen wurde anschaulich beschrieben, wie das schlammige und verdreckte Wasser nicht nur aus der Eingangstür ins Haus kam, sondern auch aus den Abflüssen in die Wohnung stieg. Die Kanalisation kam 2001 bei den Mengen an Regenwasser an ihre Grenzen. Nur durch das schnelle Reagieren der Betroffenen und dank enger nachbarschaftlicher Hilfe sei es damals nicht zu Toten und Verletzten gekommen. Die Schüler zeigten sich erstaunt, dass an vielen Häusern der „Kolonie“ noch heute zu sehen ist, wie hoch das Wasser damals stand. Ein grauer Streifen an der Hausfassade markiert die Höhe des Hochwassers. Das Wasser sei so stark ins Mauerwerk eingezogen, dass der Streifen nicht zu reinigen sei, so Przyluczky. Als Betroffener des Hochwassers verlor er wie viele der Anwohner die gesamte Einrichtung im Erdgeschoss und erfuhr insbesondere den ideellen Verlust von Familienfotos und Erinnerungsstücken. Den Schülerinnen und Schülern wurde so deutlich, was es bedeutet, von einem Hochwasser betroffen zu sein.

Der reine finanzielle Schaden des Hochwassers wurde von der Stadt Ahlen auf insgesamt mehr als 20 Millionen Euro beziffert. Einige Schätzungen gehen auch von insgesamt 40 bis 50 Millionen Euro aus (Deutsche Rückversicherung AG). Przyluczky und seine Nachbarn kritisierten rückblickend, dass den Anwohnern nicht zuerst geholfen wurde. Oberste Priorität hatte damals, dass der ehemalige Zweitligist LR Ahlen im überfluteten Wersestadion am folgenden Wochenende Fußball spielen konnte. So stand in den Wohnungen der Anwohner das Wasser noch tagelang, während im Wersestadion die Hochleistungspumpen des Technischen Hilfswerks (THW) liefen.

In den zwei Jahrzehnten nach dem Hochwasser 2001, wurden rund 20 Millionen Euro in den technischen und natürlichen Hochwasserschutz in Ahlen und Umgebung investiert. Die Schülerinnen und Schüler der Therese-Münsterteicher Gesamtschule besuchten einige dieser Schutzmaßnahmen wie den renaturierten Flussabschnitt am Wersestadion und den Hochwasserschutzwall an der Zechenkolonie. Es wurden auch weitere Schutzmaßnahmen außerhalb der Stadtgrenzen, wie das Drosselbauwerk am Werse-Knotenpunkt, thematisiert.

Schließlich war es auch den beiden in Ahlen geborenen Lehrern, Muharrem Tas und Martin Votava, ein Anliegen, die Informationen zu diesem Teil der jüngeren Ahlener Geschichte an die nächste Generation weiterzugeben und mit den Unterrichtsinhalten zu Hochwasser und Hochwasserschutz in der 7. Klasse der Gesamtschule zu vernetzen. Ein regelmäßiges Angebot der Exkursion zum Hochwasser in Ahlen 2001 im Rahmen des Schulprogramms wird angeregt. Das Stadtteilforum Süd/Ost e.V. (Stadtteilbüro) möchte für weitere interessierte Schulklassen eine thematische Führung durch die Zechenkolonie mit den Schwerpunkten Hochwasser in Ahlen 2001 und Hochwasserschutz anbieten.

Quelle: Stadt Ahlen | Foto: Stadt Ahlen

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Ich bin Michael Kayser, in Ahlen geboren und aufgewachsen und lebe seit 51 Jahren in meiner Heimatstadt Ahlen.
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